Senftenberg: Industriekultur, Seenwunder und Gartenstadt-Idyll

Senftenberg lädt dich ein, eine Region im Wandel zu entdecken, in der die Spuren der Industriegeschichte auf eine neu entstehende, beeindruckende Naturlandschaft treffen. Als Herz des Lausitzer Seenlands verkörpert die Stadt auf einzigartige Weise die Transformation von einem Gebiet, das einst vom Braunkohleabbau geprägt war, hin zu einem attraktiven Erholungsraum mit einer vielversprechenden touristischen Zukunft. Diese Entwicklung ist nicht nur sichtbar, sondern auch erlebbar und macht einen Besuch zu einer spannenden Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Vom Tagebau zur Seenplatte: Die Verwandlung der Lausitz

Die Landschaft rund um Senftenberg erzählt eine Geschichte tiefgreifender Veränderungen. Wo einst riesige Maschinen die Braunkohle aus der Erde holten, entsteht heute die größte von Menschenhand geschaffene Wasserlandschaft Europas. Ein markantes Symbol dieses Wandels ist die Landmarke an der Mündung des Sornoer Kanals, im Volksmund auch als Rostiger Nagel bekannt. Diese 30 Meter hohe Aussichtsplattform aus Cortenstahl bietet nicht nur einen weiten Blick über vier der neu entstehenden Seen, sondern erinnert mit ihrer rostbraunen Patina bewusst an die industrielle Vergangenheit. Der Stahl bildet eine schützende Sperrschicht und verweist auf die gewaltigen Geräte der Kohleförderung. Von hier oben lässt sich erahnen, wie die ehemaligen Tagebaurestlöcher allmählich mit Wasser gefüllt werden, unterstützt durch künstliche Kanäle und die Schwarze Elster. Bis etwa 2025 sollen die Seen vollständig geflutet und für eine gefahrlose touristische Nutzung bereit sein. Der nahegelegene Sedlitzer See wird dann mit 1.418 Hektar der größte künstliche See in diesem Verbund sein, der zu einem schiffbaren Gewässernetz zusammenwächst. Die Pläne für dieses Areal umfassen Ferienwohnungen, Wohnmobilparks und sogar einen Wasserlandeplatz für Flugzeuge, was die ambitionierte touristische Ausrichtung unterstreicht. Die Gestaltung des Rostigen Nagels, der für seine Verbindung von Industrieästhetik und Kunst den Preis des Deutschen Stahlbaues 2010 erhielt, verdeutlicht, wie aus den Hinterlassenschaften eines rabiaten Naturverbrauchs mit erheblichem Aufwand ansehnliche Folgelandschaften geschaffen werden.

Ein Juwel der Stadtplanung: Die Gartenstadt Marga

Ein weiteres, ganz besonderes Kapitel in der Geschichte von Senftenberg ist die Gartenstadt Marga, heute ein Stadtteil von Brieske. Ihre Entstehung ist eng mit dem Beginn des Braunkohleabbaus durch die Ilse AG verbunden, die 1905 auf ein Flöz stieß. Der daraufhin eröffnete Tagebau wurde nach Marga, der früh verstorbenen Tochter des Bergwerksdirektors, benannt. Um den benötigten Wohnraum für Arbeiter und Angestellte zu schaffen, entstand ab 1907 unter der Leitung des Dresdner Architekten Georg Hensius von Mayenburg diese außergewöhnliche Werksiedlung. Das Besondere an der Gartenstadt Marga Senftenberg ist, dass sie trotz ihrer planmäßigen Entwicklung am Reißbrett nicht wie eine monotone Einheitssiedlung wirkt, sondern den Charme einer organisch gewachsenen Kleinstadt besitzt. Inspiriert vom englischen Gartenstadt-Konzept, schuf von Mayenburg ein durchdachtes Ensemble. Im Zentrum liegt ein rechteckiger Marktplatz mit Kirche, Schule, Geschäften und der Gaststätte "Kaiserkrone", die einst sogar über separate Räume für unterschiedliche soziale Stände und einen großen Saal für kulturelle Veranstaltungen verfügte. Die Wohnhäuser, insgesamt 64 an der Zahl, basieren auf 15 Grundentwürfen und zeigen eine bemerkenswerte Vielfalt und individuelle Gestaltung. Gebäude nahe dem Markt wirken städtischer, jene am Rand eher ländlich. Geschickt eingesetzte Torbögen lockern das Bild auf und schaffen ein lebendiges, harmonisches Stadtgefüge. Umgeben war die Siedlung von einem Grüngürtel mit Festwiese, Sportplätzen und Kindergarten. Nach 18 Jahren Bauzeit wurde Marga 1915 fertiggestellt und setzte damals Maßstäbe in Sachen Lebensqualität, die auch heute noch beeindrucken und als vorbildlich gelten können.

Senftenberg erleben: Zwischen Industriekultur und Naturerholung

Die Region um Senftenberg, eingebettet in das Fürst-Pückler-Land, bietet somit eine faszinierende Mischung. Der Rostige Nagel dient als beliebter Rastplatz für Wanderer und Radfahrer, die das sich wandelnde Lausitzer Seenland erkunden. Die Verbindung von industriellem Erbe, wie es in der Architektur der Gartenstadt Marga und der Symbolik des Rostigen Nagels sichtbar wird, mit den neuen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung am Wasser, macht den Reiz dieser Gegend aus. Die Entwicklung des Senftenberg Lausitzer Seenland ist ein fortlaufender Prozess, der Besuchern die Chance bietet, Zeuge einer einzigartigen landschaftlichen und kulturellen Transformation zu werden. Die Vergangenheit hat hier nicht nur Spuren hinterlassen, sondern auch den Grundstein für eine neue, naturnahe Zukunft gelegt.

Wissenswertes rund um Senftenberg und die Lausitzer Seenlandschaft

Was ist das Besondere an der Gartenstadt Marga? Die Gartenstadt Marga, ein Stadtteil von Senftenberg, ist eine zwischen 1907 und 1915 erbaute Werksiedlung. Ihre Besonderheit liegt in der anspruchsvollen Architektur nach dem Gartenstadt-Konzept, die trotz planmäßiger Entstehung den Eindruck einer organisch gewachsenen Kleinstadt mit hoher Lebensqualität vermittelt, anstatt einer uniformen Arbeitersiedlung.

Welche Bedeutung hat der Rostige Nagel? Der Rostige Nagel ist eine 30 Meter hohe Aussichtsplattform aus Cortenstahl am Sornoer Kanal. Er symbolisiert den Wandel der Lausitzer Region vom Braunkohlerevier zur Seenlandschaft. Seine rostbraune Farbe erinnert an die ehemaligen Bergbaumaschinen und die industrielle Vergangenheit.

Wie entsteht die Lausitzer Seenlandschaft? Die Lausitzer Seenlandschaft entsteht durch die Flutung ehemaliger Braunkohletagebaue. Dieser Prozess wird durch künstlich angelegte Kanäle und die Zuleitung von Wasser aus Flüssen wie der Schwarzen Elster unterstützt. Bis etwa 2025 soll die Flutung abgeschlossen sein.

Welche Rolle spielte die Braunkohle für die Region Senftenberg? Die Braunkohleförderung war über Jahrzehnte der dominierende Wirtschaftszweig in der Lausitz und prägte Landschaft und Leben der Menschen maßgeblich. Die heutige Seenlandschaft ist eine direkte Folge dieses Industriezweigs, eine sogenannte Folgelandschaft.

Was erwartet Besucher am Sedlitzer See in Zukunft? Der Sedlitzer See wird nach seiner vollständigen Flutung der größte künstliche See der Lausitzer Seenlandschaft sein. Er soll zu einem touristischen Zentrum mit Ferienwohnungen, Wohnmobilparks und einem Wasserlandeplatz für Flugzeuge ausgebaut werden und Teil eines schiffbaren Gewässerverbundes werden.

Wer war Georg Hensius von Mayenburg? Georg Hensius von Mayenburg war ein Dresdner Architekt, der die Pläne für die Gartenstadt Marga in Senftenberg entwarf. Er schuf aus 15 Grundentwürfen 64 individuell gestaltete Wohnhäuser und prägte das einzigartige Erscheinungsbild der Siedlung.

Wann wird die touristische Nutzung der Lausitzer Seen vollständig möglich sein? Es wird geschätzt, dass die Seen der Lausitzer Seenlandschaft bis 2025 vollständig gefüllt sein werden. Ab diesem Zeitpunkt soll auch die touristische Nutzung der Gewässer gefahrlos und in vollem Umfang möglich sein.